27.07.1994

In Bürener JVA rund 40 Planstellen unbesetzt

ÖTV fordert Konsequenzen nach Geiselnahme

Büren/Bochum. Eine bessere Schulung für Justizvollzugsbeamte und mehr Personal in den Abschiebegefängnissen fordert die Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) nach der Geiselnahme in einer Kasseler Haftanstalt. Für die Betreuung der Inhaftierten sei außerdem mehr Personal notwendig. Die Justizbeamten müssen unter einem ungeheuren Druck arbeiten. Sie würden rund 300.000 Überstunden vor sich herschieben und hätten keine Zeit, sich um einzelne Gefangene zu kümmern. Allein in Büren seien rund 40 Planstellen nicht besetzt, bemängelt die ÖTV.

Eine umfassende und zeitgemäße Schulungs- und Weiterbildungsarbeit für Justizvollzugsbeamte sei außerdem notwendig, um auf Probleme und Konflikte in den Haftanstalten angemessen und besser reagieren zu können. Es gebe kaum psychologische Schulungs- und Trainingsangebote, Supervisionen fehlten völlig. Nur die wenigsten Mitarbeiter seien bei Eintritt in den Justizvollzugsdienst ausreichend auf die Arbeit mit Gefangenen vorbereitet.

Die ÖTV fordert den Justizminister auf, sich in ausführlichen Gesprächsrunden mit Personalräten und Psychologen in den Haftanstalten über die schwierige Arbeit der Bediensteten sowie das steigende Aggressionspotenzial der Gefangenen zu informieren und Konsequenzen zu ergreifen, um die innere Sicherheit der Haftanstalten zu garantieren. Außerdem solle sich der Minister bei den anstehenden Haushaltsberatungen dafür einsetzen, dass die Anzahl der Überstunden umgehend abgebaut wird und die dafür erforderlichen Planstellen eingerichtet werden.